Wer hätte es gedacht

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Nachtrag Tag 1

Ja, echt Tag 1. Irgendwie hatte ich es verdrängt, aber ein kulturell uninteressierter Hausbesitzer hat die wundervollen Bilder von John entfernen lassen. Das ist echt traurig, so leben sie nur in Fotos weiter und der Erinnerung vieler Besucher und Einwohner von Granada. Das sind leider die Gefahren von Streetart, wenn man nicht Banksy heisst.

Tag 3

Wer hätte es gedacht, Weißbrot mit Käse und Honig ist lecker. Aber ich greife vor.

Nachdem ich erfolgreich verschlafen hatte, verzichtete ich faulerweise auf den Fumarsch zur Alhambra und nutzte eine weitere meiner Freifahrten mit den ebenso krassen wie nützlichen roten Kleinbussen hier. Einer inneren Eingebung folgend, wählte ich den Haltepunkt an der Kathedrale – große Empfehlung, danach war der Bus voll.

Im Bus knüpfe ich auch kurze Bekanntschaft mit einem amerikanischen Päärchen – nett, komisch daß ich trotzdem so eine schlechte Meinung von dieser Nation habe. Wider meinem originalen Plan besichtigte ich den Generalife zuerst, eine gute Wahl, wie sich später herausstellte. Dieser Garten ist großartig, von meinem Empfinden her schöner als die Nasridenpaläste, aber das ist was es ist – nur meine Meinung. Hier empfiehlt es sich kurz vor einer Reisegruppe zu bleiben, da flüchten alle anderen Besucher. Ansonsten ist viel Geduld gefragt, für manches Bild musste ich 5 Minuten warten, nicht für das perfekte Licht, sondern für wenig oder keine Touristen.

Die Medina der Alhambra ist eher nur von archäologischem Interesse, so war ich recht fix an dem unansehnlichen Klotz in der Mitte der Alhambra. Naja, der Gewinner schreibt die Geschichte. Im Inneren ist der Klotz nicht mal ganz so häßlich und diesmal hatte ich neben Zeit auch das Glück, daß die beiden dort ansässigen Museen geöffnet hatten. Das Museo de la Alhambra ist recht interessant, wenn man sich für arabische Ornamente interessiert, der Rest verblasst ein wenig gegenüber anderen Museen (abgesehen vom archäologischen Museum, das scheinbar echt nur die Reste abbekommen hat). Im Museo de Bellas Artes konnte ich die ersten Räme schnell durchlaufen, Maria, Joseph, Jesus, irgendwelche Päpste und Bischöfe – irgendwann reicht es – zum Ende hin kommen dann ein paar andere Bilder, die nicht uninteressant sind. Für Besucher ohne Granada-Card und ohne biblischen Einschlag mag es nur bedingt lohnenswert sein.

Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es in die Nasriden-Paläste. Da gilt die Regel – frühzeitig anstellen und dann hinter das Ende zurückfallen lassen. Dank des nur halbstündlichen Einlasses ist eine kleine Lücke zwischen den Bumelanten und den Reisegruppen des nächsten Einlasses. Auch hier befiel, nicht beschlich, mich der Gedange, was wohl aus der Kunst ohne die Reiligion geworden wäre. Sind doch viele der Ornamente Gebete oder Koran-Texte, geschuldet dem Verbot von Abbildungen in der islamischen Welt. Die faszinierenden Ornamente, die sich mit ausreichenden Fähigkeiten auch mathematisch abbilden lassen, sind einfach grandios. Generell der Einfluß von Mathematik und Perspektive in der arabischen Architektur ist für mich dem, was danach hier folgte meilenweit überlegen.

Nachdem Regen und Gewitter drohten, entschied ich mutig, trotzdem noch die Alcazaba zu besichtigen, da ich wusste, daß es von da schlicht DEN Blick auf den Albaicín und Sacromonte gibt. Ein paar kurze Begegnungen mit drei Chinesen und einer hervorragend Englisch sprechenden Spanierin (das ist leider erwähnenswert) war ich auf dem höchsten Punkt der Alcazaba und wurde durch den Anblick des um mich herum ziehenden Gewitters belohnt. Davor hatte ich übrigens ein kurzes Wiedersehen mit dem amerikanischen Päärchen, nur um einem erneuten Nachtrag morgen vorzubeugen.

Nach dem Marsch von der Burg herab in die Stadt wollte ich eigentlich einfach nur sitzen, einen Wein trinken und ein paar Tapas genießen. Leider war heute wohl Ruhetag im La Mancha. So gab es eine kurze Erkundung in den Albaicín und danach eine halbe Stunde Schonung für die gequälten Füße, denen glücklicherweise der Marsch zur Alhambra hoch erspart geblieben war.

Der Abend klingt aus wie bislang jeder, im La Fontana. Die Bar liegt zwar an der gerade abends vielbefahrenen Calle Carrera del Darro, aber das hat generell auch den Vorteil, daß ziemlich alle, die irgendwie abends unterwegs sind, da vorbei kommen und der Blick auf die Alhambra ist noch ein bisschen schöner als vom Paseo del Padre Manjón. Heute gab es noch den Bonus, daß ein Streicher-Trio aufspielte, bunt gemixt von Bach über ABBA bis hin zu Ramin Djawadi.

Ich mag diese Stadt, aber ich mag es auch wieder weg zu gehen … und zurück zu kommen.

PS: Um einem weiteren Nachtrag vorzubeugen, im La Fontana hat mich noch ein nettes Päärchen aus Sardininien ( sorry, ich erinnere mich nur an Ricardo) getroffen, mit dem ich mich intensiv unterhalten habe. Ein paar Rioja (zuviel) später dackel ich jetzt gen Hotel und beglückwünsche ich mich zu keinem Wecker.

Mal sehen ob ich für einen Nachtrag noch was da finde, wo grad lautstark geklatscht würd.

Granada 2018 Tag 3

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