Aller Anfang

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…ist schwer. Sagt man. Und das stimmt auch.

Hat man nicht gerade nahezu unbegrenzte finanzielle Mittel, steht am Beginn jeder Fotografenkarriere die Frage nach dem passenden Werkzeug.
Das ist nicht gänzlich unberechtigt, ist die Anfangsinvestition ja erstmal nicht unerheblich. Da ich so ziemlich jeden erdenklichen Fehler selbst gemacht habe, kann ich euch zumindest sagen, wie ICH es jetzt angehen würde. Dabei gehe ich auch auf die Sachen speziell ein, die für mich am besten funktioniert haben. Das bedeutet im Umkehrschluß nicht, daß sie auch für euch so funktionieren müssen.

Startschuß

Es gibt zwei Wege, zu beginnen. Der erste ist der analoge Weg und zu Beginn preiswerter, im Laufe der Zeit aber teurer. Der zweite Weg ist der aktuellere, digitale, welcher erstmal vermutlich mit höheren Ausgaben verbunden ist. Ihr könnt den Teil überspringen, der euch jetzt von Gefühl nicht zusagt, ich empfehle es aber nicht, schon allein, um den jeweils anderen Teil nicht umsonst geschrieben zu haben.

Der analoge Weg

Er ist recht preiswert im Einstieg, aber langsamer im Fortschritt und mit zunehmender Fähigkeit im Laufe der Zeit dann auch teurer.

Für den Beginn

Kauf euch eine gebrauchte analoge Kamera. Ein guter Einstieg ist z.B. eine Canon EOS 50E, eine Leica R3, eine Contaflex Super B oder eine Pentacon EXA 1b. Die Preisspanne beginnt hier mit der Pentacon bei unter 30 € mit Objektiv, die Contaflex dürfe auch für unter 50 € zu haben sein, die Canon kostet mit dem EF 50/1:1.8 und dem sehr empfehlenswerten Batteriegriff vermutlich um die 170 € und gehen hoch bis zur Leica R3 mit Objektiv für vermutlich um die 300 €. Zieht in Betracht, daß nach dem Erwerb der Kamera noch ein paar Euro für Wartung einzukalkulieren sind, da im Laufe der Zeit dann doch einige Schmiermittelchen verharzen und Lichtdichtungen porös werden. Für die R3 braucht es ein paar kleine Batterien für den Belichtungsmesser und der Batteriegriff der 50E macht sie nicht nur universeller einsetzbar für Hochformataufnahmen, spart langfristig auch Geld, da dann statt der teuren Fotobatterien preiswerte AA-Akkus genutzt werden können.
Ist die Kamera flott, noch fix ein paar Filme hinzugekauft und ihr könnt loslegen – solange noch analoge Filme entwickelt werden ! Wenn ihr gleich richtig loslegen wollt, dann holt euch noch ein Entwicklungs-Starterset z.B. von von Spürsinn und kauf am besten erstmal Schwarzweiß-Filme. Zum Lernen kann man auch alte, lange überlagerte Filme kaufen. Bei richtiger und halbwegs kühler Lagerung sind diese auch noch Jahrzehnte nach dem offiziellen Ablaufdatum noch brauchbar. Die Entwicklung beschreibe ich dann irgendwann mal, Interessierte können aber z.B. bei Massive DevChart schon mal vorlesen. Sehr interessant ist z.B. die Entwicklung mit Caffenol. 😉

Kostenfalle

Perspektivisch werdet ihr viele Filme verbrauchen, welche auch nicht billiger werden. Sofern ihr nicht selbst entwickelt, schlagen dann auch noch die Kosten für das Labor zu Buche. Gleichfalls wird euch irgendwann der Wunsch ereilen, die Bilder doch digital haben zu wollen, was die Anschaffung eines Computers und eines ordentlichen Scanners samt Software bedingt.

Der digitale Weg

Erstaunlicherweise steht hier zu Beginn nicht die Anschaffung einer Kamera, sondern die eines Datenspeichers und eines Computers im Vordergrund.
Warum ? Ihr werdet Daten in Größenordnungen produzieren, wie es euch bislang nicht schwante.

Für den Beginn

Nachdem gerade ein Schub in die Bildbearbeitung auf Tablets erfolgte, ist ein „großer“ Rechner nicht mehr zwingend notwendig, ich empfehle ihn trotzdem.
Soll es trotzdem ein Tablet sein, fallen mir derzeit nur zwei Möglichkeiten ein – das große iPad Pro und das Microsoft Surface. Andere Anbieter mögen da auch Produkte haben, aber diese beiden sollen ja auch nur als Preisrahmen dienen. Unter 1000 € ist da wenig zu machen, da das Gerät ja auch ein wenig Speicher haben soll. Uff. Dafür könnt ihr auf den Geräten dann aber nicht nur die Bilder bearbeiten und verwalten, sondern sie auch gleich präsentieren.
Die Alternativen sind nicht unbedingt preiswerter.
Prinzipiell tut es zwar auch ein bereits bestehender Rechner, nur sollte der wenigstens einen Quadcore-Prozessor und 8 GB-Arbeitsspeicher haben. Für alle, die jetzt nicht genickt haben, steht ein Griff ins Portemonnaie bevor. Es sollte zumindest ein Desktoprechner mit ordentlichen Bildschirm, einer halbwegs aktuellen Grafikkarte mit eigenem Speicher und 16 GB Arbeitsspeicher sein. Ein solcher Rechner kostet z.B. bei CSL-Computer ab 300 € + Windows-Lizenz. Auf letztere kann man zwar verzichten und Linux installieren, aber da hapert es leider später an der gut bedienbaren Software. Als Monitor empfehle ich den Eizo EV2436WFS3-BK. Ein sperriger Name, dafür aber ganz gut und im Vergleich mit knapp 400 € noch preiswert.
Meine Empfehlung ist jedoch ein iMac 27″. Der kostet zwar deutlich mehr als das Doppelte des vorher beschriebenen Gerätes, aber als Apple-Nutzer seit 1992 kann ich sagen, daß die Geräte ihren Preis durchaus wert sind. Ein Vorteil ist, daß hier ein ordentlicher Bildschirm und der Rechner in einem sind. Dem kleineren iMac ist das 27″-Modell vorzuziehen, da der Arbeitsspeicher und die Festplatte tauschbar und 27 Zoll für die Bildbearbeitung schon sehr nützlich sind. Auch die höhere 5k-Bilschirmauflösung ist nicht von der Hand zu weisen. Als IT-Verantwortlicher der Familie habe ich die Erfahrung gemacht, daß die Geräte von Apple im Zusammenspiel mit dem Betriebssystem reibungsloser funktionieren und von Nicht-IT-Profis intuitiver zu bedienen sind. Einen Luxusschlitten bekommt man halt nicht zum Preis eines gebrauchten Fahrrades.

Hinzu kommt, welcher Rechner auch immer angeschafft wird, noch ein Datenspeicher. Bei Tablets ist man da auf eine NAS (Network Attached Storage = Netzwerkfestplatte) angewiesen, welche nicht unter 2 TB Speicherplatz haben sollte. Hierbei reichen die Möglichkeiten vom Anschluß einer USB-Platte für ca 120 € an den Router bis hin zu RAID-Systemen z.B. von Synology für deutlich über 500 €. Einen Desktop-Rechner kann man da erstmal um eine Festplatte erweitern, was wieder die besagten 120 € kostet.
Zusätzlich gehört ein Backup-Medium dazu, also nochmals mindestens 120 € für eine Festplatte, die nur hin und wieder angeschlossen wird. Genaueres zum Backup schreibe ich bei Gelegenheit mal.

Kostenfalle

Zusätzliches Zubehör wie mehrere Monitore, Grafiktablett, Jog-Dial, Kalibrierungsgerät, professionelles Backup usw. usf. sind für den Beginn nicht unbedingt notwendig notwenig, können aber schnell den Preis locker um eine vierstellige Summe nach oben treiben.

…ach ja

Tja und ihr braucht einen Fotoapparat, wer hätte das gedacht. Wobei ihr diesen sicher schon habt – an eurem Smartphone. Korrekt, für das Erlernen der Bildgestaltung reicht ein Smartphone völlig aus. Auch zum Verstehen von Licht und Schatten. Einige Geräte können sogar schon einige Grundfunktionen „richtiger“ Kameras. Nach meiner Meinung ist auf diesem Gebiet noch so Einiges möglich, auch wenn die Physik da Grenzen setzt. Für diejenigen, die noch immer Geld und keine Igel in der Hosentasche haben, geht es im nächsten Artikel dann mit der Auswahl einer digitalen Kamera weiter.

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