Abschied ist eine stumpfe Axt

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oder so ähnlich geht doch ein etwas älterer Liedtext

Obligatorisch gibt es einen Nachtrag. Zum einen – warum hat es zwei Tage gedauert, bis ich geschrieben habe? Tja, Flug, Bahnfahrt, Müdigkeit und ein Tag Akklimatisation an 20 Grad weniger müssen als Ausrede herhalten. Außerdem habe ich an allen bisherigen Beiträgen jetzt bearbeitete Bilder in sortierten Gallerien.

Tja und der Abend des vierten Tages hing mir auch ein wenig nach. Nach ein wenig Eingewöhnung fand ich den Flamenco-Abend toll, leider vergaß ich ein Programm mitzunehmen und die Website bietet jetzt auch keins mehr online an. Schade, sonst hätte ich die Künstler gern benannt. Dort lernte ich auch ein paar Couchsurfer kennen, Ali aus Syrien und Elena aus den Dolomiten. Beide studieren in Berlin und haben als kleinsten gemeinsamen (sprachlichen) Nenner die deutsche Sprache gewählt. Elena sprach ein nördlich des Weißwurstäquators besser verständliches Deutsch als andere Alpenraumbewohner und Ali, da muß ich echt meinen Hut ziehen, spricht Deutsch nahe am Muttersprachler, da ist mein Englisch, nach vielen Jahren Praxis mehr, gesprochen schlechter. Somit konnte sich eine muntere Unterhaltung entwickeln, die erst irgendwann gegen 1 im La Mancha endete.

Der letzte Tag

Nachdem ich am Vortag noch zwei Punkte auf meiner Wunschliste offen hatte, machte ich mich nach einem reichlichen Frühstück im Cafe 4 Gatos auf den Weg Richtung Casa del Chapiz, nur um unterwegs zu merken, daß ich meine Granada-Card im Hotel gelassen hatte, zusammen mit meinem Gepäck. Pech für die Kuh Elsa in meiner Person. Um nicht ganz umsonst durch die Gegend zu laufen, besichtigte ich Punkt zwei meiner Liste, den Palacio de los Cordova. Da hatte ich mehr Glück als letztes Jahr und der eigentliche Palast war auch geöffnet. So konnte ich nochmal ein Gebäude aus der Zeit kurz nach dem Ende von El-Andalus besichtigen. Naja, das Gebäude ist eigentlich erst in den Jahren 1965-83 an dieser Stelle errichtet worden, allerdings nach den Originalplänen und wohl auch einigem Originalmaterial, welches bei der Zerstörung des ursprünglichen Gebäudes in der Nähe des Plaza Isabel La Catolica gesichert wurde. Der Eintritt ist übrigens frei und relativ wenige Touristen verirren sich hierher, wohl auch, weil es etwas abseits des Trubels auf der Calle Carrera del Darro liegt und viele Busnutzer spätestens am Paseo de los Tristes in den Bus Richtung Albaicín oder Sacromonte einsteigen.

Danach spazierte ich Richtung des Hotels, wobei mir das El Bañuelo auffiel, an welches ich mich auch aus dem Prospekt der Granada-Card erinnern konnte. Also beschleunigte ich meine Schritte und besuchte es mit vollem Gepäck. Soweit ich mich korrekt entsinne, ist es das einzige oder zumindest eines von zwei (?) öffentlichen Bädern, die in Granada überlebt haben, zumindest das einzige, welches zu besichtigen ist. Die eigentliche Ausgestaltung mit Kacheln fehlt zwar, aber die ausgeklügelte Architektur und Lichtführung macht es sehr interessant. Zu meinem Glück ist das Gebäude auch nicht riesig, so daß ich noch deutlich vor meiner geplanten Zeit an der Bushaltestelle des Flughafenbusses sein konnte. Dank des netten Busfahrers, der mich erstmal ohne Ticket mitfahren lies, war ich so deutlich zu früh wieder am Flughafen. Dort verblüffte ich den Busfahrer erstmal damit, daß ich das Ticket doch noch bezahlte. Bedingt durch meinen längeren Aufenthalt war ich dann noch eine Zeit mit Rauchen beschäftigt und auf einmal klopfte mir der Busfahrer auf die Schulter und drückte mir noch mein Ticket in die Hand. Glücklicherweise sind Lachen und Dankesgesten in Spanien und Deutschland gleich besetzt und ein „Muchas Gracias“ ist noch vor dem Ende meines spanischen Sprachschätzchens – Sprachschatz wäre deutlich zu viel behauptet.

Am Flughafen bemerkte ich noch, daß ich wohl Zahnbürste und Zahnpasta im Hotel vergessen hatte, somit musste ich sie bei der Sicherheitskontrolle auch nicht herauslegen.
Die Kontrolle lief irgendwie entspannter und geordneter ab als auf dem Hinflug in Tegel, aber eine vergrabene Erinnerung an den Rückflug im letzten Jahr blitzte auf, daß es auch damals besser war als in München. Nicht daß die Leute weniger gründlich wären, nur lange nicht so hektisch.

Bei EasyJet scheinen derzeit die Wochen der 1.Offiziere zu sein, da, wie schon auf dem Hinflug, erneut der 1. Offizier das Flugzeug steuerte. Diesmal sogar eine Offizierin, ein Wort, daß meine Autokorrektur noch nicht kennt. In Tegel zeigte sich, warum der Flughafen eigentlich das Ende seiner Betriebsdauer schon überschritten hat. Lange Wege vom Terminal C zu den Bussen, keine Rollbänder oder ähnliches wie auf moderneren Flughäfen – und irgendwie Berlin-typisch schon etwas angeschmuddelt. Der Busfahrer des TXL bestand darauf, daß alle neue Passagiere erst am Einsteigepunkt einsteigen, der 20 Meter vom Ausstiegspunkt entfernt liegt. Da sind die Busfahrer in Andalusien, die ich getroffen habe, deutlich lockerer. Irgendwie gab es beim Einstieg wohl auch ein Mißverständnis mit einem arabischen Mitreisenden, den der Busfahrer noch vor Abfahrt aus dem Bus warf. Glücklicherweise musste ich nicht mit ihm reden. Wenn man davon absieht, daß der Berliner Hauptbahnhof für Leute mit guten Navis gemacht scheint, erreichte ich meinen Zug, dessen Fahrt über Dresden nach Görlitz erstaunlicherweise problemlos verlief. Lustig war dann noch die Ankunft – da der Zug nach den Öffnungszeiten des Bahnhofs ankam, mußten alle Reisenden, die wie ich in nördlicher Richtung wollten, auf den Schaffner warten, damit dieser uns durch die Halle lies. Ob das nun Glück war, oder seitens Trilex so geplant, habe ich lieber nicht erfragt.

Granada 2018 Tag 5

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