Der Krieg der Worte und Bilder

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Clickbait mag dem einen oder anderen bei der Überschrift durch den Kopf gehen. Ist es irgendwie auch. Und auch nicht, da es genau das beschreibt, was meiner Meinung nach derzeit vorgeht.

Achtung, dieser Beitrag enthält Meinung – und davon eine ganze Menge. Und auch ein oder zwei Fakten, die durchaus alternativ alternativlos sein können.

Worte

Verfolgt man die Nachrichten, egal ob in der sogenannten Mainstream-, als auch in der alternativen Presse, findet gerade ein Weltkrieg der Worte statt. Dieser wird nicht mit Gewehren oder Bomben, sondern mit gesagten, nicht gesagten und uminterpretierten Worten statt.

Beispiele gefällig?

Mißbrauch

Ui, harter Tobak und dann auch noch in alter Rechtschreibung.
Lange Zeit im Sinne von „nicht im gedachten Sinne benutzen“ (siehe Duden 1.a) genutzt, wurde das Wort über Jahre mehr und mehr in Richtung „Beschädigung“, „Zerstörung“ (1b) und „Vergewaltigung“ (2) umgedeutet. Dies ist an sich ein recht normaler Prozeß in der Entwicklung von Sprachen, aber die Rolle der Presse als Meinungsbildner und Sprachrohr im doppelten Sinne hat im vergangenen Informationszeitalter dies sehr beschleunigt. Es werden in immer höherem Schlagtakt neue Schlagworte erfunden, umgedeutet und „mißbraucht“.

„I had a beautiful day.“ – „Me too.“ – „#MeToo? I just wanted to do smalltalk, not starting a discussion about you sexual experiences.“ – „No, my day was beautiful too!“

„Ich habe letztens meine Axt mißbraucht,…“ (bevor weitergesprochen werden kann, kommt schon die Antwort „BILDER! Ich will gar nicht wissen wofür!“ – Dabei wollte der erste Sprecher nur sagen, daß er damit einen Holzkeil eingeschlagen hat und die Axt dabei kaputt gegangen ist.

Das N-Wort

Ich bin immer wieder erstaunt, wie viele Abarten es da gibt. Den Öko-N., den Mitläufer-N., den Meinungs-N., usw. usf.
Eigentlich eine mehr oder minder spöttische Verkürzung der Mitglieder einer nach dem Weltkrieg (zu Recht!) verbotenen politischen Gruppierung, wird das Wort jetzt für Personen benutzt, die nicht der eigenen Meinungsblase entsprechen. Dies erfolgt dann auch aus allen Bereichen des politischen Spektrums, auch vom rechten Rand, der zumindest in der Tradition dieser Ideologie steht. Man verhöhnt jemanden mit einem ernst gemeinte Spottwort. Wie gut, daß es die doppelte Verneinung im Deutschen nicht gibt.

Vergangenes Informationszeitalter?

Ja, vergangen. Willkommen im Desinformationszeitalter. Die Stasi wäre glücklich über die heutigen Möglichkeiten Datenberge, die nur noch mittels künstlicher Pseudointelligenz durchsuchbar sind. Damit ist es nicht mehr nötig, Informationen geheim zu halten. Man schüttet sie mit soviel Un- und Halbwahrheiten und Katzen- und Einhornbildern zu, bis sie keiner mehr findet. Dann zählt nur noch die Überschrift, der Text an sich erreicht nur noch wenige. Was sich nicht in einen Hashtag oder ein Meme pressen lässt ist wahlweise zu intellektuell, uncool, unwahr oder wird von einem pseudo-intelligenten Algorithmus rausgefiltert. Die wenigen erreichten Leser sind durch die unsozialen Medien aber auch schon so in ihren Meinungsblasen gefangen, daß sie sich in dieser dann maximal noch die Bestätigung „Das ist jetzt aber grober Unfug, oder?“ (in beliebigen Stufen der Legasthenie und Wortwahl) abholen und gut ist es. Eine Diskussion oder Auseinandersetzung mit anderen Meinungen, die über „Das ist falsch“ hinausgeht, findet nicht mehr statt. Keine Argumentation, warum etwas falsch sein soll, keine Einsicht, daß die andere Meinung nur der eigenen Meinung nach falsch ist. Keine Akzeptanz der anderen Meinung, wenn die Diskussion nichts bringt.

Nicht gesagte Worte und Perspektive der Bilder

Da ist es schwierig, Beispiele zu bringen. Auf die Schnelle fällt mir da nur die Berichterstattung über Chemnitz ein und das gleich in zweifacher Hinsicht.
Es gab mehrfach Demonstrationen von den beiden politischen Außenrändern organisiert, wobei die Berichterstattung vom linken Rand mit vielen O-Tönen gespickt, die Bilder von der Demonstration hingegen knapp waren, wohingegen die Bilder von der größeren Veranstaltung zumindest in einem Fall durch nicht zugehöriges Bildmaterial angereichert wurden. Dafür gab es keine O-Töne, sei es daß keiner wollte oder daß auch nicht nachgefragt wurde. Da es dazu keine Informationen gibt oder diese im Berg der Tatsachen, Halb- und Unwahrheiten so gekonnt vergraben wurden, als daß man sie ohne großen Aufwand finden kann, drängt sich der Verdacht auf, daß keine O-Töne gewollt waren. Lag es etwa daran, daß die Parolen vom rechten Rand so eingängig gewesen wären, daß es da mehr ungewollten Zulauf gegeben hätte? Lieber wurde dann einige Zeit danach polemisiert, daß jeder, der auf einer Veranstaltung mit einem Rechten wäre, selbst ein Rechter ist.

Als zweites Beispiel muß jetzt wieder Chemnitz herhalten – das „#wirsindmehr“-Konzert – nicht dazugeschrieben wurde, daß es mehr sind, die ein kostenloses Konzert besuchen wollten, wo Karten gern mal dreistellige Beträge kosten, die sich viele, gerade in prekären Lebensverhältnissen Lebende, nicht leisten können. Auch nur über Umwege kam die Info an, daß dabei für die Hinterbliebenen gesammelt wurde. Noch dünner ist die Informationslage, daß die Spenden dann noch halbiert wurden – die eine Hälfte für die Hinterbliebenen, die andere für politische Projekte gegen rechts. Eigentlich keine schlechte Idee, aber ich frage mich, wieviele der Spender das wussten. Auch sind reichlich 22.000 € bei kolportierten 65.000 Besuchern nicht grad viel und argumentieren für meine These der Gratis-Besucher.

Alles Lügenpresse oder was?

Nein, Lügen sind es keine. Nennen wir es Systempresse. Und das System ist nicht der Kapitalismus, darüber sind wir hinweg. Es ist das System Hoffnung. Hoffnung in die Gruppe der sorgenfreien Menschen zu gelangen. Da sich Sorgenfreiheit mit Geld lässt, bedeutet es viel Geld. Nach derzeitigem Stand wohl ein mittlerer siebenstelliger Betrag. Hat man dann mehr Ambitionen kann man versuchen, in den Kreis der „wahren Lenker“ aufzusteigen. Dies sind nicht die Bilderberger oder eine andere Geheimloge, das ist schlicht ein Kreis Menschen, der eurapaweit sicher weniger als 1.000 Menschen umfasst, die mehr oder minder über allen Gesetzen stehen. Diese Personengruppe existiert sicher schon seit einigen hundert Jahren, mit wechselnder Besetzung und auch nicht konstanter „Mannschaftsstärke“. Diese flüstern den machthabenden Marionetten ein, welche Gesetze wünschenswert wären und welche Kompromisse man maximal einzugehen bereit ist. Diese nicken Massenmigration ab, da sie sowohl mit den Migranten als auch mit der Berichterstattung, als auch mit der Rückführung im Zweifelsfall Geld scheffeln. Sie befeuern so die Konkurrenzkämpfe am Existenzminimum durch eine neue Armee. Sie lassen denen in der Mitte der Gesellschaft einflüstern, daß sie immer älter werden müßten, um das Leben zu genießen nach der Arbeit. Damit verdienen sie Geld auch die Mittelchen und Pillen, damit man im Alter dann doch noch die Wanderung durch den Kaukasus machen kann. Das wird auch auf die anderen umverteilt, die dadurch dann noch länger arbeiten müssen und mit noch mehr Altersmittelchen vollgepumpt, dann die selbe Tour mit 75 machen.

Was kann man tun?

Bedauerlicherweise – nichts. Eigentlich dürfte man nur noch den eigenen Erlebnissen oder persönlich bekannten Quellen trauen, die man nach der eigenen Meinung einordnet. Dies bedeutet den Ausstieg aus dem Informationszeitalter rückwärts in frühere Epochen. Alternativ kann man auch sagen – egal. Dann willkommen im Desinformationszeitalter. Warte, bis dein Hashtag an dir vorbeikommt und spring ganz schnell auf, wenn du der Meinung bist, daß er dir zu deinen 5 Minuten verhelfen kann.

Utopie: Toleranz, Fakten, Rücksichtnahme, gleiches (Augen-)Maß

Toleranz wäre eine Alternative und zwar echte, nicht so eine Pseudo-Toleranz, wo man sich wie ein Knacki tätowiert und dann die Frage, ob man im Knast war, als sexuelle Belästigung betrachtet. Jeder darf seine Meinung haben und diese auch argumentativ vertreten. Diese Akzeptanz hat in beide Richtungen zu funktionieren. Das kann man trainieren. Jeder muß mit seinen Aktionen leben und akzeptieren, daß andere die Aktionen möglicherweise nicht wohlwollend betrachten. Meinung ist immer etwas persönliches, keine Allgemeingültigkeit.

Fakten sind schwer, da gerade im historischen Kontext in der Regel der Gewinner die Geschichten geschrieben hat – nach seiner Sicht der Dinge. Wissenschaftlich ist es einfacher, wenn man das Fachgebiet nicht gerade nach zwei Schuljahren abgewählt hat. Seinen Namen zu tanzen mag zwar schön sein, aber ich kann mir ein Leben ohne Dreisatz nicht vorstellen. Ebensowenig, wie ich mir ein Leben ohne schöne Bilder, Filme und Musik vorstellen kann. Schön nach meinen Maßstäben und auch sich verändernd im Laufe der Zeit und Stimmungen.

Rücksichtnahme im Sinne von Kants Zitat „Die Freiheit des Einzelnen endet da, wo die Freiheit der anderen beginnt“ – egal, ob das Zitat ihn nun fälschlich zugeschrieben wurde oder er nur selbst zitiert hat – ist verdammt schwierig. Um das auch im Großen umzusetzen, bräuchte es wohl eine Justizreform, wie es sie die Welt noch nicht gesehen hat.

Gleiches (Augen-)Maß kann man nur im Kleinen beginnen und hoffen. Wer bei einem (hochpreisigen) Uhrenhersteller nachfragt, ob jemand mit rechter Gesinnung die Uhren zusammenschraubt, bewegt sich auf dem selben dünnen Eis, wie derjenige der alle Migranten zurück schicken will. Beide diskriminieren.

Fazit

Ich bin für Schubladen. Schubladen sind schön. Ich bin auch dafür, daß die Schubladen in einem großen Raum stehen und jede Schublade die selben Rechte hat. Ich bin dafür, daß in jeder Schublade ein Büchlein mit Kants Spruch liegt, maximal 50 Seiten dick und drin stehen alle Gesetze, die es gibt – in Arial 18 gedruckt, damit die Augen nicht leiden. Ich bin dafür, daß jede Schublade Rollen hat, damit man sie im Raum herumrollen kann und so jeder mit jedem ins Gespräch kommt. Und auch, daß man die Schubladen wechseln kann. Und daß jedem klar ist, daß jeder in dem Raum einen anderen Rauminhalt sieht, mit anderen Schubladen. Wichtig sind der große Raum und das kleine Büchlein.

Ich bin dafür, daß es häßlich gibt, damit die Schönheit als Kontrapunkt weiter existieren kann.
Ich bin dafür, dass der Sprechende vor dem Sprechen nachdenkt und der Hörende nach dem Hören und vor seiner Antwort.
Ich bin dagegen, daß man die, die dagegen sind, als Feinde betrachtet.
Ich bin dagegen, daß man sich alle Gedanken einer Person zueigen macht, mit der man in einem Thema übereinstimmt.

Ich bin dafür, dagegen zu sein. Und ich finde es ok, wenn jemand dagegen ist, daß ich dafür bin.

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